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24. Webmontag Frankfurt

Gestern besuchte ich mal wieder den Webmontag in Frankfurt und möchte hier kurz meine wichtigsten Eindrücke zusammenfassen. Diese Veranstaltung ist mittlerweile eine feste Institution, deswegen geht ein besonderer Dank raus an Darren und Jens und alle anderen, die den #wmfra unterstützt haben und weiter unterstützen werden.

Besonders gespannt war ich auf den Erfahrungsbericht des hr-Multimedia-Redakteurs Jan Eggers über die ersten anstaltsinternen Versuche in Richtung OpenData. Jan stellte anschaulich die verwendeten Tools (z.B. JIT), Visualisierungen, Probleme und Learnings dieses Prozesses vor. In Kürze soll das erste Projekt, eine aufbereitete Darstellung des hessischen Landeshaushalts 2011, online gehen. Die Vorschau, die uns Jan gestern gezeigt hat, zeigt zumindest, dass sich hier etwas in die richtige Richtung bewegt - auch wenn die Konzepte dahinter im Vergleich zu den Arbeiten von New York Times oder Guardian mittlerweile etwas altbacken daherkommen. Aber jeder fängt mal klein an ;-)

Interessant war auch der Vortrag "Der arme Poet oder die 10 häufigsten Fehler bei der Kundenakquise" von Ute Mündlein. Vor allem kleine Unternehmen, Selbständige und Freelancer konnten ein paar nützliche Tipps mitnehmen. Die übrigen drei Vorträge haben mich nicht so richtig überzeugen können, aber das ist bei einem thematisch breit gefächerten Event wie dem Webmontag erwartbar und daher kein größeres Problem. Man muss ja auch was zu meckern haben.

Daher in aller, hoffentlich konstruktiven Kürze: Die "Erfolgsfaktoren im E-Commerce-Plattformbusiness" kamen etwas zu sehr wie Buzzword-Bingo rüber. Außerdem bin ich nicht einverstanden mit der Aussage, PHP-Entwickler seien Ruby- oder Perl-Entwicklern deshalb vorzuziehen, weil sie (für Startups, bezogen auf den reinen Stundensatz) billiger seien und man im Zweifel vergleichsweise günstig Studenten ans Projekt setzen könne. Ich möchte hierzu nur auf das Magische Dreieck verweisen und mir längere Ausführungen sparen.

Den Vortrag über das Yana-Framework hatte ich ebenfalls mit Spannung erwartet. Leider habe ich nicht wirklich erfahren, was Yana kann und wo seine Vorteile liegen, sondern hauptsächlich, dass 90% unserer Entwicklungsarbeit automatisierbar sei und wir beim Entwickeln doch so einiges falsch machen würden. Ich bin davon nach diesem Vortrag ganz und gar nicht überzeugt. Die meisten von uns bilden eben nicht bloß Backoffice-Prozesse ab.

Und schließlich konnte ich die im letzten Vortrag postulierte "Big Idea" nicht erkennen. Ich mag voreingenommen gegenüber Werbern sein oder Dinge zu sehr aus Entwickler-Perspektive sehen, aber nun ja ;-) Ich habe trotzdem nicht bereut, mir alle fünf Vorträge anzusehen. Die Masse hat es in diesem Fall gemacht. Das schöne Socializing und Networken mit einigen alten und neuen Bekannten im Anschluss an die Vorträge hat den gelungenen Webmontag würdig beschlossen. Der nächste Frankfurter Webmontag findet am 17. Januar 2011 statt.

Update: Zum Thema Open Data wollte ich eigentlich noch ein sehenswertes Video aus dem Labor des Elektrischen Reporters verlinken. Das sei hiermit geschehen. [gefunden bei Markus]

Twitter-Plugin lernt OAuth

OAuth LogoNachdem Ende August die "OAuthcalypse" eintrat und Twitter externe Anwendungen seitdem nur noch per OAuth authentifiziert, musste auch das entsprechende Plugin für Serendipity angepasst werden. Am vergangenen Wochenende hat Garvin Hicking diese Funktionalität mit Hilfe der Community umgesetzt. Ich freue mich, dass ich dabei behilflich sein konnte. Momentan ist eine Testversion des Plugins hier zum Download verfügbar. Sollten keine Fehler mehr auftreten, dürfte die neue Version bald auch über den Serendipity-eigenen Installer SPARTACUS augeliefert werden.

Zu OAuth hatte ich ja im Rahmen der PHP Usergroup Rheinhessen im März einen kurzen Vortrag gehalten. Aufgrund der Umstellung bei Twitter ist OAuth mittlerweile wohl im Mainstream angekommen. Finde ich gut. Jetzt wird bereits über OAuth 2.0 diskutiert.

Cory Doctorow im Bürgerhaus Alsbach

Vorhin war ich zum ersten Mal in Alsbach, das ich bislang hauptsächlich aus meiner Studienzeit als Gemeinde Alsbach-Hähnlein und als gemeinsame Grenze der Verkehrsverbünde Rhein-Main und Rhein-Neckar kannte. Im dortigen Bürgerhaus war heute der Boing Boing-Blogger, Science Fiction-Autor, Steampunk-Aficionado und Anti-Copyright-Aktivist Cory Doctorow zu Gast. Doctorow gelingt das Kunststück, seine Romane unter Creative Commons-Lizenzen zu veröffentlichen und gleichzeit ganz "normal" über Verlage in gedruckter Buchform zu verkaufen - und davon leben zu können.

Cory Doctorow und Uwe-Michael Gutzschhahn
Cory Doctorow und Uwe-Michael Gutzschhahn

Gleich zwei seiner Romane, "Makers" und das Jugendbuch "FTW", habe ich vor kurzem kostenlos auf mein Smartphone heruntergeladen und dort mit der App Aldiko gelesen, was erstens besser funktioniert hat, als ich erwartet hatte, und zweitens ein großes Vergnügen war. Denn Doctorow schreibt nicht nur gut, sondern verarbeitet Themen wie die globale Vernetzung, Multi-Player-Computerspiele, Rapid Prototyping, Social Media und seine Disney-Obsession zu äußerst spannenden und einfallsreichen Plots.

Seine Lesereise durch Deutschland hat allerdings den Anlass, dass sein vorletztes, sehr erfolgreiches Jugendbuch "Little Brother" bei rowohlt auf Deutsch erschienen ist. Übersetzer ist Uwe-Michael Gutzschhahn, der heute auch da war und aus seiner Fassung vorgelesen hat. Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle, dass es auch eine - völlig legale und kostenlose - Fan-Übersetzung von Christian Wöhrl gibt. Als Leser kann man sich also aussuchen, welches Medium, welches Format und welcher Stil einem am liebsten sind.

Die beiden haben jeweils recht interessante Passagen aus dem Buch vorgelesen. So ist den etwa 70 Zuhörern schnell klar geworden, um was es bei "Little Brother" geht, ohne das zu viel verraten wurde. Dementsprechend groß war dann auch die Begeisterung und der Andrang bei der Signierung. Davor gab es noch die Möglichkeit, Fragen an Doctorow zu stellen; diese drehten sich hauptsächlich um aktuelle Fragen wie ACTA, Creative Commons, OpenGov und die Zukunft von Autoren und Verlagen.

Mir hat der Abend gut gefallen. Schön war insbesondere, dass neben den erwarteten Fans (Nerds, Piraten usw.) auch viele Schüler gekommen waren, die das Buch offenbar im Unterricht besprochen hatten - ein Lob an den/die LehrerIn! Auch ich habe schon seit längerem vor, "Makers" und "FTW" hier im Blog zu besprechen, der Entwurf schlummert schon eine ganze Weile auf der Festplatte. Vielleicht mache ich einen flotten Dreier daraus, den "Little Brother" habe ich mir auch aufs Handy geladen. Zunächst einmal in der englischen, kostenlosen Version.

Zu guter Letzt noch ein Danke an die Lesbar in Seeheim, die den Abend möglich gemacht hat!

Der halboffene Haushalt

Visualisierung des Bundeshaushalts auf offenerhaushalt.de

In The state of mapping APIs wirft Adam DuVander einen Blick auf die wichtigsten momentan verfügbaren Mapping APIs (vergisst dabei aber OpenLayers!). Er stellt fest, dass es immer einfacher werde, Karten zu erstellen, dass es aber immer noch zu schwierig sei, an die Daten heranzukommen, um die Karten mit sinnvollen Informationen anzureichern.

In diesem Zusammenhang weist er auch darauf hin, dass es immer noch zu kompliziert sei, so genannte Choroplethenkarten aus Datenquellen zu erstellen. Was ein Choroplethenkarte ist, musste ich erst einmal nachschlagen. Im Prinzip sind das eingefärbte thematische Karten, auf denen beispielsweise Landkreise nach Häufigkeit bestimmer Eigenschaften unterschiedlich eingefärbt werden, wie sie auch dpa Regiodata anbietet. Da kommt dann auch wieder die Open Government-Bewegung ins Spiel.

Denn was bringt uns das beste Toolkit, um solche Karten einfach und schnell erstellen zu können, wenn wir an die zugrundeliegenden Daten gar nicht herankommen? Welche Probleme das Fehlen der Daten mit sich bringt, zeigt ein aktuelles Projekt auf. Unter OffenerHaushalt wird der Bundeshaushalt schön visualisiert und interaktiv bis auf die einzelnen Posten heruntergebrochen erfahrbar gemacht. Einen Haken hat die Sache aber, denn:

Die von OffenerHaushalt.de verwendeten Daten entstammen der Webseite des Bundesministeriums der Finanzen. Leider stehen die Haushaltsdaten nicht in einem offenen, maschinenlesbaren Datenformat zur Verfügung. Wir mussten daher auf einer maschinelle Auswertung der angebotenen HTML-Dokumente ("screen scraping") zurückgreifen.

Das ist schon ganz schön bitter und der Qualität der Daten nicht gerade förderlich. Immerhin stellt das Projekt die so gewonnenen Daten in maschinenlesbarer Form zur Verfügung, so dass sie auch von Dritten weiterverarbeitet werden können. Ich würde ja gern auch die Länderhaushalte sehen oder den Bundeshaushalt als multi-level pie chart. Eine freie Library, die so ein Diagramm erzeugen kann, habe ich aber noch nicht gefunden. Mal weitersuchen ...