Manchmal wache ich morgens auf und habe die verrücktesten Ideen. Bis zum ersten Kaffee bin ich dann vor meinem Gehirn nicht sicher. Gestern war wieder so ein Tag. Mein Fußball-App zeigte keine besonders interessanten Spiele an (Köln - Ingolstadt? Langweilig!) - bis mein Blick die Oberliga Hessen streifte.
Die SG Rot-Weiß Frankfurt, die „dritte Kraft“ in Frankfurt hinter der Eintracht und dem FSV, gastierte beim SV Wiesbaden 1899, der „ersten Kraft“ in der hessischen Landeshauptstadt. Der (Noch-?)Drittligaklub aus dem nahen Taunusstein-Wehen ist ja nur zugezogen
Da wohne ich jetzt schon einige Jahre in Wiesbaden, war ein paarmal in der Brita-Arena im Gästeblock, aber den Sportverein hatte ich bisher kaum auf dem Schirm. Kein Wunder, Wiesbaden war und ist eben keine Stadt mit Fußballtradition.
Allerdings stellte ich mir einen Besuch im altehrwürdigen Helmut-Schön-Sportpark (benannt nach dem erfolgreichsten deutschen Nationaltrainer und Wahl-Wiesbadener), das direkt neben der nur gerinfügig größeren Brita-Arena (11.000 vs. 12.500 Plätze) liegt, ganz reizvoll vor. Und nachdem ich dann noch den Post über das Derby in Durlach von @leralle gelesen hatte, war ich überzeugt - das könnte sich lohnen!
"SV Wiesbaden 1899 - SG Rot-Weiß Frankfurt, 25.09.2015" vollständig lesen
Am morgigen Donnerstag, dem 22. Juli, steht das erste Saisonspiel für den traditionsreichen SV Waldhof Mannheim 07 an. In der ersten Runde des BFV-Pokals tritt die Mannschaft um 19 Uhr beim SV Rohrbach an. Nach den lange andauernden Querelen, nach dem Lizenzentzug für die Regionalliga, nach Trainerentlassung und Neubesetzung des Postens, nach Abwendung der Insolvenz und nach dem Aufbau eines fast komplett neuen Kaders ist dies ein erster Schritt in Richtung Normalität.
Seit den glanzvollen Bundesliga-Jahren sieht "Normalität" in meinem Verein allerdings durchaus anders aus als anderswo; nennen wir es also "relative Normalität". Wie so häufig in den vergangenen Jahren müssen sich die Fans an viele neue Spieler gewöhnen. Mit Fazlija und Waldecker in der Defensive und Myftari im Mittelfeld sind immerhin einige bekannte Gesichter an den Alsenweg zurückgekehrt. Auch aus der zweiten Mannschaft und der sehr erfolgreichen U19 wurden junge Talente in die Mannschaft geholt. Trainer in der aktuellen Saison ist mit Reiner Hollich ein echtes Waldhof-Urgestein.
Die überfällige Neuausrichtung des Vereins wird auch in anderen Bereichen deutlich. Die Webseite wurde vorsichtig überarbeitet. Und die immer noch zahlreichen und engagierten Fans bringen sich konstruktiv in die Vereinsarbeit ein, allen voran der Fan-Dachverband ProWaldhof. Das verdeutlichen Aktionen wie der Flashmob am Wasserturm oder die überall in der Stadt aufgehängten Transparente.
Bei einem Besuch im Rathaus und beim Stammtisch-Gespräch mit dem Mannheimer OB Kurz wurde gestern konstruktiv über die Zukunft des SVW diskutiert. Von Seiten der Stadt wurde Unterstützung bezüglich der Sponsorensuche und der Fanproblematik signalisiert. SVW-Geschäftsführer Laib kam der Forderung nach mehr Transparenz nach und legte einige Zahlen offen, die bedingt optimistisch stimmen. In Kürze soll sogar ein Trikotsponsor für die neue Saison vorgestellt werden. In der vergangenen Rückrunde musste die Brust der Spieler leer bleiben. Allerdings fehlen immer noch 200.000 Euro zur Deckung des Oberliga-Etats.
Nach wie vor steht also die Finanzierung des Vereins auf tönernen Füßen. Wenn alles gut läuft, ist die Mannschaft sportlich erfolgreich, und der Etat kann gestemmt werden. An den umgekehrten Fall möchte ich lieber gar nicht denken Vielmehr freue ich mich, dass es nun, gerade mal elf Tage nach dem WM-Endspiel, wieder losgeht. Und wie zu Beginn einer jeden Saison bin ich guter Dinge, dass diesmal alles besser wird. Ich hoffe bloß, dass ich zur Winterpause nicht wieder grandios enttäuscht werde. Waldhof-Fans haben Geduld, sehr viel Geduld. Aber unendlich ist auch diese nicht ...