Gravelrunde um Wiesbaden - Hart an der Grenze
Seit gut zwei Jahren bin ich viel mit meinem Gravelbike unterwegs, hauptsächlich in der Umgebung von Wiesbaden. Im Taunus zu fahren wird so schnell nicht langweilig. Aber manchmal sucht mensch nach Inspiration, neuen Ideen und Herausforderungen, die auch mit anderen geteilt werden können.
Auf einer meiner Runden durch die Wiesbadener Vororte fragte ich mich, ob ich noch auf Wiesbadener Stadtgebiet radle, oder schon in den benachbarten Kreis gewechselt bin. Zu Hause suchte ich mir die Stadtgrenze von Wiesbaden auf OpenStreetMap heraus, und fast zwangsläufig folgte der Gedanke: Kann die Stadtgrenze mit dem Fahrrad nachgefahren werden? Immerhin ist sie etwa 80 km lang und führt von etwas über 80 m Höhe über NHN am Rhein bis auf knapp 600 m hinauf durch Felder und Wälder.
Ich fing an, im Browser zu planen, links das Fenster mit OpenStreetMap, rechts mit Komoot. Und langsam entstand eine Route, erst einmal entlang des Rheins, dann abknickend und ansteigend Richtung Taunus. Viele der Wege hatte ich bereits befahren, andere Abschnitte waren mir noch unklar. Da half nur eins: eine Erkundungsfahrt. Und zwar mit dem Gravelbike.
Und siehe da, es ist mach- und schaffbar. Kleine Anpassungen und Kompromisse waren zwar nötig, weil etwa Wege durch Waldarbeiten fast völlig unpassierbar waren, aber im Großen und Ganzen stellte sich die Strecke als abwechslungsreich und anspruchsvoll heraus. Der Grundsatz, möglichst dicht an der Stadtgrenze zu bleiben, führte manchmal auf Wege, die ich normalerweise so eher nicht fahren würde. Aber am Ende hat es sich immer gelohnt. Herausgekommen sind knapp 90 km mit ca. 1.200 hm hauptsächlich auf unbefestigten und Kieswegen.
Offensichtlich war ich nicht der einzige, der während der Corona-Krise die Idee hatte, eine Gravelstrecke rund um eine Stadt zu planen. Orbit360 ist eine ganze Gravelserie mit 16 Routen, für jedes Bundesland eine, zwischen 200 und 300 km Länge. Am Ende dieser (Renn-)Serie gibt es eine Auswertung, und es werden Gewinner*innen gekürt. Das Ganze ist sehr professionell aufgezogen und findet entsprechend Anklang. In der Juli-Ausgabe des Fahrrad-Podcasts "Antritt" gibt es ein hörenswertes Interview mit Orbit 360-Mitinitiator Raphael Albrecht. Mir sind die Strecken allerdings zu lang, auch wenn ich die Idee hinter Orbit360 toll finde.
Falls jemand jetzt Lust bekommen haben sollte, die Gravelrunde um Wiesbaden nachzufahren: Hier sind die Download-Links zu den Tracks, mit denen sich Navis bestücken lassen:
Natürlich bin ich offen für Feedback und Verbesserungsvorschläge, auf der Strecke kann sich ja immer mal etwas ändern. Vielleicht habe ich auch das ein oder andere Highlight übersehen? Bitte gern in die Kommentare schreiben.
Routenbeschreibung
Der Track beginnt am schönen Biebricher Rheinufer und führt am Rhein und an der Rheingaustraße entlang flach in Richtung Mainz-Kastel (das bekanntlich zu Wiesbaden gehört). Er duckt sich unter der Theodor-Heuss-Brücke durch und führt am Museumsufer vorbei (schöner Blick auf Mainz) zu der kleinen Brücke auf die Maaraue. Dort biegt er an der Main-Mündung nach Kostheim ab und folgt dem Main bis kurz vor der Staustufe Kostheim bei km 9.
Jetzt geht es nach links, also nach Norden, unter der Taunus-Eisenbahn und der Umgehungsbahn Mainz hindurch in die Weinberge an der Hochheimer Straße. Der Untergrund wird jetzt zum ersten Mal etwas ruppiger. Unter der A 671 schlängelt er sich an Hochheim vorbei, lässt die Domäne Mechtildshausen, das Air Field und die Kiesgruben links liegen, um nach dem Spielpark Hochheim über den kurvigen "Single Trail" um den Golf-Club Main-Taunus zu kurven. Delkenheim wird einmal östlich umfahren, dann geht es erst am Wickerbach entlang und später durch die Felder Richtung "Spatzeflintbrick" über die A 66 nach Nordenstadt.
Über Wirtschaftswege, die mal mehr, mal weniger befestigt sind, geht es nördlich an Wallau vorbei (im Frühsommer gibt's hier Erdbeeren), dann kreuzt die Strecke bei km 31 die A 3, bevor es den ersten größeren Anstieg zum östlichsten Punkt bei Breckenheim hochgeht. Nun bietet der Wald etwas Sonnenschutz, es geht über die Waldwege (und über dem ICE-Tunnel) immer auf und ab, bis bei Auringen wieder die A 3 unterquert wird. Vorbei am Auringer Weiher mit seinen Schildkröten wird noch die B 455 gekreuzt, bevor der Weg nördlich des Kellerkopfes durchs Theißtal an der "Rassel" (539 m) vorbei hoch zur Platte führt.
Weiter geht es auf Gravel entlang der Wehener Wand über den Kesselbach zur "Eisernen Hand" (423 m) und dann auf dem "Rheinhöhenweg" zum Scheitelpunkt des Tracks (613 m) bei der "Hohen Wurzel". Von hier geht es fast nur noch bergab, einmal um Georgenborn herum bis zur Walluf und dort über einen engen Wanderpfad (hier muss evtl. das Rad getragen werden) bis kurz vors "Efenwerk" (westlichster Punkt).
Etwas weiter östlich streift die Route die Terra Levis, führt zwischen Frauenstein und Hofgut Armada nach Niederwalluf und dann wieder am Rhein entlang zum Schiersteiner Wasserwerk und Schiersteiner Hafen. Von der Dyckerhoff-Brücke kann man die Schiffe im Hafen und auf dem Rhein betrachten. Schließlich geht es im Endspurt unter dem Neubau der Schiersteiner Brücke hindurch und am Biebricher Schloss vorbei zurück zum Startpunkt am Biebricher Rheinufer, wo es je nach Uhr- und Jahreszeit ein Eis zur Belohnung gibt.
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