Bücher, die ich 2018 gelesen habe
Ich habe zwar noch einige halbfertige Blogbeiträge auf Halde liegen, aber da können sie ruhig noch eine Weile bleiben. Stattdessen poste ich hier lieber eine mehr oder weniger vollständige Liste der Bücher (Romane, keine Fachbücher usw.), die ich dieses Jahr gelesen habe. Los geht's without further ado, in no particular order:
Eleanor Catton: Die Gestirne (Im Original: The Luminaries)
Wer durch Neuseeland reist, kommt um dieses Buch kaum herum. Vor ein paar Jahren hat Eleanor Catton für Die Gestirne als bis dahin jüngste Autorin den Man Booker Prize gewonnen. Zurecht, wie ich finde, auch wenn es aufgrund der Menge der Protagonisten eine ganze Weile dauerte, bis ich einigermaßen den Überblick erlangte und die Handlung Fahrt aufnahm.
Letztere spielt im Jahr 1866 an der neuseeländischen Westküste, also zur Zeit des dortigen Goldrauschs, und es hilft natürlich ungemein, dort entlang zu fahren, während man die Geschichte liest. Nicht nur im Buch regnet es dort viel und häufig. Auf über 800 Seiten entfaltet sich eine Art historischer Kriminalroman mit einigen mysteriösen Rätseln, leider etwas lang, aber trotzdem spannend und empfehlenswert.
Cory Doctorow: Walkaway
Dass Cory Doctorow einen neuen Roman geschrieben hatte, habe ich erst nach Monaten mitbekommen, was mich ein bisschen wundert, schließlich verfolge ich seinen Output seit Jahren. Aber sei's drum.
Wer sein bisheriges Œuvre mag, wird auch an Walkaway gefallen finden, auch wenn (oder gerade weil) er letztlich ein recht düsteres, teilweise dystopischeres Gesellschaftsbild als in vorherigen Romanen zeichnet. Walkaways sind Aussteiger, die sich in einer Art Kommunen zusammentun und irgendwie nach Prinzipien leben und zusammenarbeiten, wie man sie von Open Source Software kennt.
Beispielsweise werden hochautomatisierte Gebäude immer weiter verbessert, indem Bugs gemeldet und gefixt werden; Wissen und Nachrichten werden über Mesh-Netzwerke ausgetauscht; und ähnliches mehr. Vieles davon gibt es also heute schon, nur eben nicht so allumfassend. Allerdings haben die Leute an den Schalthebeln der Macht irgendwann genug von den "linken Öko-Spinnern" und holen zum Gegenschlag aus.
Für Fans ein Muss, für Noch-nicht-Fans mit Interesse an solchen Themen auch.
Marc-Uwe Kling: Qualityland
Irgendwie in der Onleihe drüber gestolpert, und weil auf Twitter so viele von Marc-Uwe Kling schwärmen einfach mal ausgeliehen. Die ganzen "Känguru"-Bücher kenne ich nicht und werde so wahrscheinlich auch nicht lesen. Klings flapsiger Schreibstil ging mir ganz schön auf die Nerven, mehr als einmal war ich kurz davor, das Buch in die digitale Ecke zu feuern.
Aber inhaltlich sind das schon spannende Themen und Thesen, die er in Qualityland aufstellt oder zumindest anreißt. Vieles macht doch nachdenklich, auch wenn (oder gerade weil, jaja) die Parallelen zu real existierenden Phänomenen teilweise überdeutlich sind. Insgesamt etwas seicht und oft nur versucht witzig, aber als unterhaltsame Lektüre zwischendurch hat es sich gelohnt.
Haruki Murakami: Die Ermordung des Comendatore
Zugegeben, auch von Murakami bin ich Fan, deswegen durfte ich mir sein neuestes Werk nicht entgehen lassen. Warum die Story auf zwei Bücher verteilt wurde? Vermutlich um mehr Geld zu verdienen, inhaltlich sehe keinen Grund. Das ärgert den Konsumenten.
Sei's drum, Murakamis magischer Realismus hat mich wieder in den Bann gezogen. Den Plot müsst ihr euch anderswo beschreiben lassen, grob umrissen geht es um einen Porträtmaler, der sich in einer Lebenskrise in ein abgeschiedenes Haus zurückzieht. Dann passieren einerseits viele seltsame Dinge, andererseits passiert jedoch gar nicht wirklich viel.
Von den Romanen Murakamis, die ich bisher gelesen habe, ist Die Ermordung des Comendatore sicher nicht der stärkste, aber wahrscheinlich auch nicht der schwächste. Handwerklich jedenfalls gut gemacht, manche Wiederholungen hätte er sich aber sparen können. Und so richtig überzeugt hat mich die Story nicht bzw. am Ende blieb ich etwas ratlos zurück. Das gehört bei Murakami dazu, aber war hier stärker als sonst.
Nnedi Okorafor: Das Buch des Phönix
Gab's auch in der Onleihe und wurde in einem Thread auf Mastodon(!) empfohlen. Nnedi Okorafor ist eine nigerianisch-amerikanische Schriftstellerin, also habe ich auf ungewohnte Perspektiven gehofft und wurde auch nicht enttäuscht. Das Buch des Phönix ist später als das preisgekrönte Wer fürchtet den Tod erschienen, aber eine Art Prequel davon; bei mir steht letzteres ganz oben auf der Leseliste.
Okorafor schreibt eine Art Science Fiction aus Afro(-amerikanischer) und weiblicher Sicht, streckenweise brutal dystopisch, aber dann auch wieder brutal realistisch.
Lesenswert nicht nur als Alternative zur male white bubble, sondern besonders für Liebhaber von science fantasy Literatur, falls es sowas gibt.
Und ihr so?
Tja, war es das wirklich schon für dieses Jahr? Früher war mehr Lametta beziehungsweise Zeit zum Lesen. Immerhin muss ich bei keinem der Romane sagen, dass ich bereue, ihn gelesen zu haben, das ist ja schon etwas. Im Gegenteil, ich bin ganz zufrieden mit meiner Auswahl. Ich quäle mich aber auch immer sehr, bevor ich mich entscheide, ein Buch zu lesen. Bei fünf Büchern/Jahr muss aber auch jeder Schuss sitzen.
Deshalb möchte ich euch hier um eure Empfehlungen bitten, gern aus den hier aufgeführten Genres (ich habe immer schon gern Science Fiction/Speculative Fiction gelesen), aber genauso gern andere eurer Highlights. Ab in die Kommentare damit. Auch, wenn ihr noch etwas zu den Büchern loswerden wollt, die ich hier kurz besprochen habe.
Kommentare
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-thh am :
Fünf Bücher ist wirklich schon sehr sparsam ... ich habe ja schon mit meinen gut zwei Dutzend Büchern Bedenken, dass ich viel zu wenig lese.
Was ich empfehlen kann sind die Murderbot Diaries - vier sehr kurze Kurzromane, die man im Prinzip als ein Roman sehen kann. Ein Review des ersten Buches hier.
-thh schrieb auch: FLOSS'n'net - Aktivitäten im 4. Quartal 2018