Barcamp Rhein-Main 2013 in Dieburg
An diesem Wochenende fand in der ehemaligen Fachhochschule der Deutschen Bundespost in Dieburg das mittlerweile fünfte Barcamp Rhein-Main statt. Hier mein ganz subjektiver Nachbericht über das Barcamp und die Sessions, die ich an den beiden Tagen besucht habe.
Samstag
RTL-SDR - Funkscanner am Laptop
Jürgen Eichholz und Stephan Forth führten vor, wie man mit einem handelsüblichen DVB-T-Stick am Laptop oder - cooler - am Raspberry Pi Radio hören kann. Und zwar nicht nur Radiosender auf UKW, sondern auch in ganz anderen Frequenzbereichen. Die Technologie dahinter heißt Software Defined Radio (SDR) und bildet einen Hochfrequenzempfänger in Software ab. Dadurch erweitern sich die Möglichkeiten eines solchen Empfängers immens, und auch die Bedienung per Maus am Bildschirm wird vereinfacht.
Ich hatte mich zufällig vor ein paar Monaten sehr oberflächlich mit diesem Thema beschäftigt, aber die Theorie nie in die Praxis umgesetzt. Das wird sich vermutlich bald ändern Zuvor werde ich mir noch den schon etwas älteren Podcast CRE087 über Software Defined Radio anhören.
Geocaching from Scratch
Meinen ersten Geocache habe ich 2009 "gehoben", mittlerweile sind es 444. Das ist nicht viel im Vergleich zu den beiden Vortragenden (sorry, habe eure Namen vergessen) dieser Session, die beide schon Tausende Caches geloggt haben. Aber ich bin schon lange genug dabei, um keine Einführung mehr zu benötigen. Dennoch war die Session unterhaltsam, weil am Ende auch einige besonders schön gestaltete Caches vorgestellt wurden (die jetzt auf meiner ToDo-Liste stehen).
PHP "Professionals"
Session von Lukas Rosenstock.
Quasi PHPUG Dieburg auf dem #bcrm13
— Matthias Gutjahr (@mattsches) 23. November 2013
Online-Bürgerbeteiligung
Kristof Zerbe von der Wiesbadener Piratenpartei stellte das Bürgerbeteiligungs-Tool OpenAntrag vor:
Wir nehmen das Wort Volksvertreter wörtlich und geben Dir mit dieser Website die Möglichkeit, Deine Ideen in Dein Parlament zu bringen.
Mittlerweile können Bürger über diese Plattform Anträge in 49 Parlamente (Landtage, Kreistage, Stadtparlemente usw.) einbringen bzw. der jeweiligen Piratenfraktion vorschlagen. Diese prüft die Eingabe und bringt sie dann gegebenenfalls tatsächlich ins Parlament ein.
Kristof hat das Projekt ursprünglich für die Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung erstellt. Es stieß aber bundesweit auf großes Interesse, so dass es jetzt eben auch woanders verfügbar ist. Da ich in Wiesbaden wohne, finde ich OpenAntrag besonders spannend, und werde mich demnächst mal genauer damit beschäftigen.
Firefox OS
Carsten Sandtner stellte uns ein paar Fähigkeiten und Besonderheiten von Mozillas Handy-Betriebssystem vor. Eine grobe Vorstellung, was damit möglich ist (HTML5, JavaScript, Web APIs), hatte ich bereits. Aber z.B. den App Manager, der im Firefox-Browser ab Version 26 eingebaut ist, kannte ich noch nicht. Jetzt überlege ich sogar tatsächlich, mir eins der erschwinglichen Firefox-Handys zu kaufen, die heute schon angeboten werden.
Wetterfest nach dem Shitstorm
Jack Wolfskin erlebte 2009 einen der ersten größeren Shitstorms in den Social Media in Deutschland, nachdem sie sehr hart mit einer Abmahnung auf eine Markenrechtsverletzung reagiert hatten. Thomas Zimmerling legte sehr offen dar, welche Auswirkungen die Reaktionen damals auf das Unternehmen hatten, wie versucht wurde, damit umzugehen, welche Maßnahmen mittlerweile umgesetzt wurden und was Jack Wolfskin aus diesem Ereignis gelernt hat. Aber auch nach vier Jahren noch gilt: "Semper aliquid haeret." - "Etwas bleibt immer hängen." [Slides]
Insgesamt bot der Samstag viel mehr interessante Sessions, als ich aufgrund der Vorschläge im Piratenpad erwartet hatte. Trotzdem blieb zwischen den Vorträgen noch ausreichend Zeit für Unterhaltungen mit den vielen alten Bekannten, die mit der Hauptgrund sind, warum ich (immer noch) auf Barcamps fahre.
Unter anderem hatte ich in Sachen RheinMainJS ein erfreuliches Gespräch, in 2014 wird unsere kleine JavaScript-User Group voraussichtlich wieder Fahrt aufnehmen. Mehr dazu demnächst, stay tuned!
Sonntag
Elektromobilität am Besipiel des Tesla Model S
Ulrich Baltz sprach über Elektroautos. Vielleicht lage es daran, dass ich am Sonntag Morgen noch zu wenig Kaffee hatte und entsprechend grumpy war, oder dass ich gar kein Auto mehr habe, aber so richtig begeistern konnte mich die Session nicht. Ob ein Model S schneller beschleunigt als ein Porsche 911 ist mir ziemlich wumpe. Aber irgendwas ist halt immer.
CNC-Fräsen und g-code
Dafür entschädigte wie erwartet die Hands-On-Session von Oliver Perialis, der seine Microfräse mit Hilfe eines Arduino, Schrittmotoren, g-code und grbl ansteuert. Er fräste während der Session das Barcamp-Logo aus einer MDF-Platte. Defnitiv cooles Zeug, von dem ich bis dahin nicht wusste, dass ich es wissen wollte. Ich bin gespannt, ob er nächstes Jahr seinen Lasercutter mitbringt
Campus-Tour
Zum Abschluss lief ich noch bei der Tour über den h_da-Campus in Dieburg mit. Lustig, dass man sich quasi nicht ins Freie begeben muss, um die Ton-, Animations- und Filmstudios, Projekträume und den schalltoten Raum zu erreichen. Mit Studium in Darmstadt verband ich bisher hauptsächlich die TU. Nun weiß ich aber, dass gerade in Dieburg jede Menge coole Medienprojekte in den dortigen Studiengängen gemacht werden.
Was war sonst noch toll?
Die Anmeldung hat von vorne bis hinten reibungslos funktioniert. Besonders gefallen hat mir die Idee, den QR-Code der Tickets vom Smartphone zu scannen und das Namensschild von einem Etikettendrucker on-the-fly ausdrucken zu lassen (Lanyards sind sooo 2012!). Cool, dass Entwickler Markus Tacker den Quellcode der Webseite inklusive Anmeldeformularen als Open Source auf GitHub bereitgestellt hat. Natürlich ist es ein Symfony2-Projekt!
Überhaupt war die gesamte Organisation nahezu perfekt, die mehrjährige Erfahrung des Orga-Teams zahlt sich aus. Die Location war zwar aufgrund weiter Wege zwischen den Sessionräumen nicht ideal, aber wirklich gestört hat mich das eigentlich nicht. Der Livestream von seb666.tv war ein tolles Zusatzangebot für alle Daheimgebliebenen oder solche, die die Sessionplanung am Sonntag noch von zuhause verfolgen wollten *hust*
Aus Entwicklersicht haben mir ein paar "technischere" Sessions gefehlt, aber a) hätte ich ja selbst eine solche anbieten können und b) gibt's für sowas mittlerweile genug spezialisierte Veranstaltungen, bei denen man auch tiefer ins Detail gehen kann.
Update: Weil ich es vergessen habe, neben dem Orgateam auch den Sponsoren zu danken, ohne die das Barcamp nicht möglich gewesen wäre. Danke!
Kommentare
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Axel am :
Danke für diesen schönen Rückblick! Meinen Artikel gibt es hier: http://pabstblog.de/2013/11/barcamp-rheinmain-2013-bcrm13-so-etwas-wie-kirchentag-fuer-nerds/
jke am :
Das RTL-SDR Setup funktioniert auch mit einem Windows 8.1 Laptop. Für mich war das die eigentliche Herausforderung
(es ist wirklich Plug & Play)