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Das war die PHP Unconference 2011 in Hamburg

Ein ElePHPant

Über zweitausend blaue und rote Punkte kleben auf DIN A4-Zetteln, auf denen Dinge stehen wie: "PHPUnit und DBUnit", "DDD", "Rhetorik als Vortrags-Algorithmus", "Profiling Web-Apps". Das sind die Titel einiger Vorträge, auch Sessions genannt, am zweiten Tag der PHP Unconference, die am Wochenende in Hamburg stattfand. Die Anzahl der Klebepunkte signalisiert, wie sehr sich die Teilnehmer für diese Themen interessieren. Die begehrtesten werden schließlich auf das Sessionboard verteilt, das wie eine Art Stundenplan aussieht. Um 11:30 Uhr beginnen die ersten Sessions, und das liebevoll "Badewanne" genannte Plenum im Geomatikum der Uni Hamburg leert sich. Die über 300 Teilnehmer eilen in die Hörsäle.

Unkonferenz - das bessere Konzept?

Zur PHP Unconference treffen sich seit fünf Jahren Anhänger der Programmiersprache PHP aus ganz Deutschland in Hamburg, darunter viele in der PHP-Community bekannte Entwickler und zum ersten Mal auch ich, nachdem ich im vergangenen Jahr leider verhindert war. Das Besondere an dieser "Un-Konferenz" ist, dass keiner der Vortragenden Geld bekommt, dass dementsprechend die Teilnahmegebühr sehr gering ausfällt - und dass über die Themen mit bunten Klebepunkten abgestimmt wird. Über das inhaltliche Programm wird spontan vor Ort entschieden. Und dennoch muss sich diese aus der Entwicklergemeinschaft hervorgegangene Veranstaltung qualitativ nicht hinter kommerziellen Konferenzen verstecken.

Im Gegenteil: Viele halten die ungezwungene Atmosphäre für fruchtbarer. Sie führen auch über abseitigere Themen intensive Diskussionen, stellen brandaktuelle Software vor oder küren, frei nach einer populären Fernsehshow, den aktuellen PHPopstar. Es geht also nicht immer bierernst zu auf einer Unkonferenz. Dennoch ist der Fortbildungseffekt riesig - genau wie bei Barcamps, die ganz ähnlich nach dem Unkonferenz-Prinzip funktionieren.

Das liegt unter anderem auch daran, dass Vorträge nur selten im Frontalunterrichts-Stil gehalten werden; Fragen, Zwischenrufe und Diskussionsbeiträge sind ausdrücklich erwünscht. Manchmal führt das eine Session in eine völlig andere Richtung als vorgesehen, aber das nehmen die Teilnehmer in der Regel gern in Kauf. Denn so zeigt sich, bezüglich welcher Themen noch Diskussionsbedarf besteht. Und diese Diskussionen wurden zum Teil noch beim PHProst, dem gemütlichen Beisammensein im urigen Hamburger Gröninger-Keller, weitergeführt.

Die Sessions am Samstag

Im Allgemeinen scheinen die Sessions an beiden Tagen sehr gut angekommen zu sein. Ich kann hier nur über die Vorträge schreiben, die ich selbst besucht habe. Am Samstag waren dies "Advanced OO Patterns" von Toby Schlitt, der zeigte, was hinter Lazy Initialization und Dependency Injection steckt. Jeder Entwickler sollte sich das so lange immer wieder vor Augen halten, bis es in Fleisch und Blut übergegangen ist.

Nach dem schmackhaften Mittagessen ging es weiter mit Benjamin Eberlei, der einige (neue) Features von Doctrine 2 beleuchtete. Doctrine 2 setzt stark auf Lazy Loading und ist dadurch speichereffizient. Der Einsatz von APC oder anderen Caches kann den ORM-Mapper auf mehreren Ebenen noch beschleunigen. Außerdem sind Treiber für CouchDB und MongoDB in Arbeit.

Interessant war auch Johannes Schlüters Einführung in neue Features von PHP 5.4: Traits, Array Dereferencing, utf-8 als Default Charset und die Entfernung einiger veralteter Funktionen, um nur die wichtigsten Neuerungen zu nennen. Als Entwickler darf man sich also auf Version 5.4 freuen.

Schließlich gaben Judith Andresen und Malte Widenka noch einige ihrer Berufserfahrungen preis. In "Glückwunsch, Du bist Führungskraft!" warnten sie vor Fallstricken und gaben Praxistipps für alle, die sich plötzlich in der Rolle einer Führungskraft wiederfinden. Ein überhaupt nicht technisches Thema, aber gerade deswegen eine willkommene und inhaltlich fundierte Abwechslung.

Die Sessions am Sonntag

Am Sonntag stellte uns Soenke Ruempler Vagrant und Puppet vor, zwei Tools zum automatisierbaren Aufsetzen von Entwicklungsumgebungen auf Basis von VirtualBox. DevOps, also die Verschmelzung von Programmier- und Admin-Aufgaben bzw. die programmatische Vereinfachung von administrativen Tätigkeiten sind ein aktuell hoch gehandeltes Thema. Vagrant kann einen wichtigen Beitrag zur Vereinheitlichung von Serverumgebungen in der Entwicklung leisten und sollte definitiv im Auge behalten werden.

Einen Blick unter die Habe von (My)SQL- und NoSQL-Datenbanken warfen Kristian Koehntopp und Jan Lehnhardt in einer unterhaltsamen Trolling-Session. Das nicht ganz ernstgemeinte Bashing der Schwächen des jeweils anderen Systems führte dennoch ganz anschaulich die Probleme auf, vor denen (verteilte) Datenbanksysteme ganz allgemein stehen. Unterschiedliche Systeme versuchen diese auf jeweils andere Art zu lösen. Der Zitate-auf-Twitter-Quotient dieser Session war übrigens besonders hoch ;-)

Arne Blaenkerts demonstrierte, dass XML nicht immer nur Schmerzen bereiten muss, nämlich wenn man per XPath direkt auf einzelne Nodes zugreifen kann. DOMXPathElement ist mir zwar nicht neu, aber einige der die Namespaces betreffenden Methoden kannte ich noch nicht. Auch das XMLNS-Plugin für jQuery könnte im einen oder anderen Projekt nützlich sein.

Sebastian Bergmann und Kore Nordmann erklärten zum Abschluss, wie man mit dem Xdebug-Profiler, xhprof und KCachegrind nach Performance-Bottlenecks in PHP-Applikationen suchen kann und worauf dabei zu achten ist. Zumindest auf Linux-Systemen ist eine solche Performance-Überprüfung überraschend einfach durchzuführen. Allerdings sollte für die Analyse der Profiler-Ausgaben schon etwas Zeit eingeplant werden. Passenderweise gewann ich bei der Buchverlosung der PHP Unconference, für die drei Fachverlage Literatur zur Verfügung stellten, ein Buch über Performance-Optimierung :-)

Fazit: Gerne wieder!

Sowohl die technische Infrastruktur als auch die Verpflegung war hervorragend. Stabiles WLAN, sauleckerer Open Source-Kaffee und Bio-Food vom Schanzenstern ließen keine Wünsche offen. Das universitäre Flair fand ich auch ok. Zumal die Lage und das gute Wetter auch mal eine Mittagspause in Planten un Blomen ermöglichten. Daher möchte ich an dieser Stelle noch einmal wiederholen, was ich bereits auf Twitter geschrieben habe: Ein ganz großes Danke an das Orga-Team der PHP Unconference und an alle Teilnehmer, die für eine tolle Veranstaltung gesorgt haben. Wir sehen uns wieder 2012 in Hamburg (und vielleicht wird es auch eine zusätzliche PHP Unconference in München geben!).

PS der Vollständigkeit halber: Bereits am Freitagabend hat Victoria Hamburg das Heimspiel gegen Altona 93 mit 0:1 verloren.

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