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Fernsehen ohne Hektik

Still aus Mora

Die Wiederentdeckung der Langsamkeit findet in einem Fernsehexperiment des Bayerischen Rundfunks statt. Mora – gib Dir echtZeit lief an den vergangenen drei Abenden auf dem Spartenkanal ARD-alpha. Jeweils eine Stunde lang konnte der geneigte Zuschauer einer Cellobauerin, einem Trockenmaurer und einem Uhrmacher bei der Arbeit zusehen.

Ohne Schnitt, ohne Kommentar, ohne Hintergrundmusik, ohne Erklärung. Der Bildschirm ist in vier Felder aufgeteilt, sodass Antonia immer aus vier Perspektiven gleichzeitig zu beobachten ist.

Das ist erst einmal gewöhnungsbedürftig, ja beinahe anstrengend, fehlen doch jedwede Schnitte und aufwändige Kamerafahrten. Nur ganz behutsam wird bisweilen auf Details gezoomt. Nach einer Weile aber stellt sich Entspannung ein, wenn man sich auf das Experiment einlässt. Vergleichbar ist das Gesehene mit den fast schon legendären "Schönsten Bahnstrecken", die ähnlich kontemplativ wirken.

Die "Zeit" fragt sich, ob man dem "Slow TV" überhaupt einen Erfolg im Hauptprogramm wünschen soll, oder ob dann die Entspannung wieder verloren gehe. Immerhin funktionierten ähnliche Formate auch in anderen Ländern sehr gut - auch wenn eine Stunde lang quasi nichts passiert.

Was mir bei Mora nicht so gefallen hat: Die Aufteilung des Bildschirms in vier Bilder. Der Gewinn, die Werkstatt ständig in der Totalen sehen zu können, quasi als Standbild, hält sich doch arg in Grenzen. Am ehesten funktioniert das noch im Weinberg beim Bau der Trockenmauer, denn dort kann man den Blick in die Ferne schweifen lassen. Aber vielleicht muss man als Zuschauer diese Einschränkung auch aushalten.

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