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Maptales: Geschichten erzählen mit Landkarten

Landkarten sind eine uralte Form der Datenvisualisierung. Auf thematischen Karten können selbst komplizierte Sachverhalte sehr anschaulich und überraschend einfach erklärt werden, wie ihr alle sicher noch aus dem Erdkunde-Unterricht wisst. Historische Entwicklungen lassen sich auf Karten ebenfalls wunderbar nachvollziehen, wie die hervorragende Arte-Sendung "Mit offenen Karten" seit Jahren beweist. Jetzt soll das auch im Internet gelingen: Maptales heißt ein neuer Online-Dienst, mit dem sich sehr leicht karten-basierte Geschichten (map-based stories) erstellen lassen.

Was genau unter dem Begriff der map-based stories zu verstehen ist, begreift am schnellsten, wer die beiden Beispiel-Stories von Homers Odyssee oder Jules Vernes In 80 Tagen um die Welt durchklickt. Chronologische Ereignisse sind räumlich auf einer Weltkarte verortet und können wie in einer Slideshow durchgeblättert werden. Bei Bedarf ist jeder Schritt mit einem kurzen Begleittext versehen. Die Events sollten im Idealfall Teile einer großen Geschichte sein, die sich dann durch Ort und Zeit verfolgen lässt.

Um den Dienst zu testen, habe ich eine Maptale erstellt. Alle bisherigen Spieltage von Waldhof Mannheim in der laufenden Regionalligasaison sind im folgenden möglichst akkurat und ortsgenau erfasst ;-)

Jedem Spiel ließen sich noch weitere Inhalte beifügen, z.B. Spielberichte, Fotos oder Videos. Allerdings sind die Eingabefunktionen von Maptales noch recht rudimentär, Textformatierungen sind nicht möglich. Ich habe außerdem etwas üben müssen, bis ich die richtigen Orte gefunden und markieren hatte. Ein einfacher Datenimport, z.B. aus CSV-Daten oder aus Google Docs, hätte mir das Anlegen der Spieltage deutlich erleichtert. Nichtsdestotrotz: Maptales funktioniert bereits in der aktuell noch sehr frühen Version.

Ich kann mir interessante Anwendungen vorstellen, auch und gerade für (tages-)aktuelle Geschehnisse. Mir schwebt dabei so eine Art Storify mit Landkarten vor, auf denen Journalisten, Blogger oder auch Lehrer ihre Geschichten eintragen.

Oder nehmen wir die Visualisierung der Todesopfer rechter Gewalt in der Zeit: teilweise mit Maptales bereits machbar. Fehlen noch Filterfunktionen und ein Play-Button (und überhaupt die Anreicherung mit weiteren Daten). Wenn dann noch die Bedienung vereinfacht und die Ortssuche verbessert wird, ist Maptales ein wunderbares Tool für alle, die sich die Aussagekraft von Landkarten zu Nutze machen möchten.

Die Kartendaten von Maptales stammen übrigens aus der Openstreetmap, werden durch CloudMade aufbereitet und mittels der äußerst hilfreichen Javascript-Bibliothek Leaflet geladen. Eigene Kartenstyles, z.B. mit eigenen Farben, lassen sich auf diese Weise sehr einfach erstellen und abrufen; Maptales bietet das aber (noch) nicht an. Ich als großer Kartenfan und aktiver Openstreetmapper wünsche Maptales jedenfalls noch jede Menge schöne, neue Features und viel Erfolg.

PS: Ich hätte auch meinen letzten Urlaub per Maptales nacherzählen können. Oder warum nicht gleich Maptales als tägliches Fahrtenbuch? Tourdaten von Bands? Wenn ihr noch mehr Ideen habt oder Maptales gleich ausprobiert, würde ich mich über die entsprechenden Hinweise bzw. Links in den Kommentaren sehr freuen.